In einem Brief an die geistliche Leiter Amerikas, denen Martin Luther King aus dem Gefängnis in Birmingham schrieb, geht er auf den Vorwurf ein, ein Extremist zu sein.
Angesichts der aktuellen Auseinandersetzung der Medien mit diesem Thema, in denen der Versuch unternommen wird die Christen auf die gleiche Plattform mit radikalen Islamisten zu stellen, sind es die Früchte des „Extremisten“ Martin Luther King, Jr. die unsere Welt nachhaltig zum Guten hin verändert haben.
„… ich habe ihnen (den schwarzen Brüdern) klarzumachen versucht, dass diese normale und gesunde Unzufriedenheit durch gewaltlose direct action in andere, schöpferische Bahnen gelenkt werden kann. Deshalb nennen Sie mich nun einen Extremisten! Ich muss gestehen, dass ich darüber zunächst bitter enttäuscht war.
Als ich aber weiter darüber nachdachte, erfüllte es mich mit einer gewissen Genugtuung, ein Extremist genannt zu werden.
- War nicht Jesus ein Extremist der Liebe? «Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen.»
- War nicht Amos ein Extremist der Gerechtigkeit? «Es soll aber das Recht offenbar werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom.»
- War nicht Paulus ein Extremist der Lehre Jesu Christi? «Ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leibe.»
- War nicht Martin Luther ein Extremist? «Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.»
- War nicht John Bunyan ein Extremist? «Ehe ich aus meinem Gewissen eine Mördergrube mache, will ich lieber bis ans Ende meiner Tage im Gefängnis bleiben.»
- War nicht Abraham Lincoln ein Extremist? «Diese Nation kann nicht weiterleben – zur Hälfte Sklaven, zur Hälfte Freie.»
- Und war nicht auch Thomas Jefferson ein Extremist? «Wir halten es für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich geschaffen sind.»
Es geht also nicht darum, ob wir Extremisten sind, sondern was für Extremisten wir sind. Sind wir Extremisten des Hasses oder der Liebe? Sind wir Extremisten, die die Ungerechtigkeit aufrechterhalten wollen, oder sind wir Extremisten der Gerechtigkeit? In jenem dramatischen Geschehen auf Golgota wurden drei Männer gekreuzigt. Vergessen wir nicht, dass alle drei wegen des gleichen Vergehens ans Kreuz geschlagen wurden: Sie waren Extremisten. Zwei von ihnen waren Extremisten der Verderbtheit und daher tief unter ihre Mitmenschen gesunken. Einer aber, Jesus Christus, war ein Extremist der Liebe, der Wahrheit und der Güte und hatte sich dadurch weit über seine Mitmenschen erhoben. So brauchen die Südstaaten, Amerika und die Welt vielleicht doch sehr dringend schöpferische Extremisten. Ich hatte gehofft, dass die gemäßigten Weißen das erkennen würden.“
„Ich habe eine Traum“, Martin Luther King, jr. Benziger Verlag