In einer Essay Sammlung von C. S. Lewis, in denen er auf unterschiedlichste allgemeine und zeitgenössische Fragen im Kontext mit dem Christentum eingeht, nimmt er auch Stellung zum Wert der Erfahrungen im Glaubensleben. Eine, wie ich finde, seiner Zeit weit voraus zutreffende Beschreibung, die – wäre sie vor ca. 30 Jahren ernstgenommen – den derzeitigen postcharismatischen „Erfahrungskater“ wenigstens etwas erträglicher machen würde.
»Wir müssen also festhalten, daß der Glaube, wie wir ihn kennen, weder allein auf philosophischen Beweisen beruht noch auf der Erfahrung des Erhabenen allein; weder auf moralischer Erfahrung noch auf der Geschichte allein; sondern auf historischen Ereignissen, die die Kategorie des Moralischen zugleich erfüllen und transzendieren, die an die geistlichsten Elemente des Heidentums anknüpfen und die (offenbar) die Existenz eines Wesens voraussetzen, das mehr, aber nicht weniger ist als der Gott, den viele namhafte Philosophen glauben nachweisen zu können.
Religiöse Erfahrung, wie wir sie kennen, umfaßt wirklich alle diese Elemente. In einem engeren Sinn können wir aber auch mystische oder einfach übersinnliche Regungen oder Augenblicke der Anbetung als religiöse Erfahrung bezeichnen; und dann fragen wir uns vielleicht, in welcher Beziehung solche Regungen, die ja eine Art visio sind, und der Glaube, der definitionsgemäß «kein Schauen» ist, zueinander stehen.
Die Antwort scheint mir nicht allzu schwierig zu sein. «Religiöse Erfahrungen» im engeren Sinne kommen und gehen; vor allem gehen sie. Dem Glauben obliegt es — durch Willen und Verstand —‚ festzuhalten, was uns in den besonders begnadeten Augenblicken unwiderstehlich einleuchtet. Durch den Glauben vertrauen wir beständig auf das, was wir einst vollkommen und ewig zu schauen hoffen und unvollkommen und für den Bruchteil eines Augenblicks schon geschaut haben.«
C. S. Lewis in Ich erlaube mir zu denken